Lauf feiert 700 Jahre Burg Neuwindeck mit Buchveröffentlichung und Festival
Die Fahne mit dem Wappen der Neuwindecker wehte 1325 auf dem Bergfried. Die Burg war festlich geschmückt und viele tapfere Ritter, edle Frauen und illustre Spielleute hatten sich eingefunden. Johannes von Windeck hatte Clara von Reichenstein geheiratet. Deshalb sollte oben im Laufer Schloss und unten im Dorf ein großes Fest gefeiert werden. Wie die Hochzeit des Windeckers mit der Tochter einer einflussreichen Familie ablief und wie opulent das Festtagsmahl war, lässt sich nur vermuten.
Schwarz auf Weiß in einer Urkunde belegt ist allerdings das Datum vom 31. August 1325, das über die Heirat berichtet und das gleichzeitig der bislang älteste Hinweis für die Burg Neuwindeck ist. Das war vor 700 Jahren. Deshalb wird die Gemeinde Lauf 2025 ihre Burg in höchsten Ehren halten und mit Veranstaltungen wie dem Burgfestival am 18. und 19. Juli und mit der Eröffnung einer Ausstellung ab dem 26. September im Bürgersaal würdigen.
Im Verlag Roland Klöpfer wurde auch die zweite Auflage des Buches von Alfred Graf “Burg Neuwindeck in Lauf” veröffentlicht. Das Buch ist im Rathaus erhältlich.
Das Buch von Alfred Graf gibt einen interessanten historischen Einblick und Überblick über die Burg Neuwindeck, die 1270 von Eberhard von Windeck aus Granit und Sandstein erbaut wurde. Wie die Burg ausgesehen haben könnte, zeigen Rekonstruktionen von Siegfried Huber und Franz Graf, die auch bei der Ausstellung gezeigt werden.
Entlang der Nachbildungen, der Detailaufnahmen und der Zeichnungen und Bilder etwa aus der Mitte des 19. Jahrhunderts kann der Betrachter sich ein Bild davon machen, wie die Burg als Gesamtensemble mit dem überdachten Bergfried, dem Wohnhaus mit Rittersaal oder den Wohnungen für Dienstleute und Knechte ausgesehen haben könnte.
Neben vielen historischen Informationen über die Burg Neuwindeck gibt es auch ein Kapitel über die Bedeutung der Burg für die Gemeinde Lauf, die Bürger und Touristen, die nach einer kostenintensiven Jahrhundertsanierung durch das Land Baden-Württemberg freien Zugang zur Burg Neuwindeck haben.
Die Urkunde im Landesarchiv in Karlsruhe, die Alfred Graf sehen und eine Kopie erhalten konnte, berichtet über jenen 31. August 1325. An diesem Tag hätten sich der Rat und die Meister der Stadt Straßburg zu einem besonderen Anlass versammelt. Denn anlässlich seiner Hochzeit hat Johannes von Windeck unter Zeugen eine “Wittumsverschreibung” für seine Ehefrau Clara von Reichenstein vorgenommen, in der erstmals in einem Dokument der Name Neuwindeck geschrieben steht. Das Wittum ist ein gewidmetes Gut, das der Bräutigam der Braut als eine Art Brautgeld und Mitgift überträgt.
Dieses Wittum stand der Braut persönlich zur Verfügung. Es war auch eine soziale Absicherung für den Fall, sollte sie aus welchem Grund auch immer Witwe werden. Zu besagtem Wittum für Clara von Reichenstein gehörte vor allem eine Mühle unterhalb der Burg Neuwindeck. Im Dokument heißt es: “Under dem Nuwen Windecke”. Dazu kamen eine ganze Reihe von “Gülten” in der Region um Lauf, wobei dies ein historischer Begriff aus dem mittelalterlichen Finanz- und Steuerwesen ist. Dabei wurde festgelegt, wie viel Steuern und Abgaben an den Grundherrn gezahlt werden muss, dabei konnte es sich um Geld oder Naturalien handeln. In dem Dokument ist genau definiert, mit wie viel Geld und Lebensmittel Clara von Reichenstein rechnen konnte. Sie selbst stammte aus einer angesehenen Familie und war Tochter von Peter des Richen, seines Zeichens Bürgermeister von Basel, und dessen Ehefrau Katharina Zorn, die wiederum Tochter des Bürgermeisters von Straßburg, Nikolaus Zorn, war. Diese bezeugten das Wittum, ebenso Vertreter der einflussreichen Familien Müllenheim und Zorn im Elsass.
Historische Spekulation ist, ob die Hochzeit in aller Pracht und Herrlichkeit in Straßburg gefeiert wurde oder ob es einen Hochzeitszug nach Lauf auf die Burg Neuwindeck gab.
Vielleicht wurde auch zweimal gefeiert, einmal vornehm und edel mit Musik, Tanz und Festmahl in Straßburg, ein zweites Mal rustikal, fidel und ausschweifend auf der Burg mit den Bürgern von Lauf. Die hätten sich so ein richtig üppiges Festgelage auch verdient, mussten sie doch tagein und tagaus für die Windecker und nun auch für das Wittum der neuen Herrin Clara von Reichenstein kräftig schuften.
Zu einer Burg gehören auch Sagen und Geschichten, die sich wie “Die Rache des Schlosssepp” oder “Der schlaue Willi” im Buch abgedruckt sind. Nicht zuletzt die Sage von der “Geisterhochzeit”, die so berühmt ist, dass sie sogar in der Trinkhalle in Baden-Baden dargestellt ist.