Am Freitag, 19. Juli 2024, und am Samstag, 20. Juli, um 20:30 Uhr finden auf der Burg Neuwindeck zwei Vorstellungen des Musiktheaters Fledermaus in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lauf, der Organisation Nootoos in Strasbourg und des Kulturvereins MOMO e.V./Lahr statt. Am Sonntag, 21. Juli, rundet um 11:30 Uhr ein zusätzliches Galakonzert das Event ab. Wir trafen die leitenden Künstler Joanna Choi und Niclas Oettermann, die seit 2006 in Lauf leben.
Frau Choi, Herr Oettermann, letztes Jahr hatten wir auf der Burg zum ersten Mal eine Oper, die Carmen Fantasy. Dieses Jahr wird es also wieder ein Musiktheater auf der Burg geben. Ist das nicht ungewöhnlich als Opernsänger, auch Veranstalter zu sein?
Joanna Choi
Ich habe meine ersten Musikproduktionen bereits im Studium organisiert und wurde dafür in die USA eingeladen. Seit zwanzig Jahren erstellen wir gemeinsam Musikproduktionen, haben viele neue Werke geschrieben und aufgeführt, in Zürich, Luzern, Berlin, Potsdam und München. Seit 18 Jahren wohnen wir in Lauf und bei den Möglichkeiten auf der Burg lag es uns schon länger am Herzen, mal etwas in unserer neuen Heimat umzusetzen.
Und dieses Jahr soll es eine Operette sein?
Joanna Choi:
Ja, “die Fledermaus” von Johann Strauss. Würde man unter den musikalischen Komödien eine Rangliste erstellen, dann wäre “die Fledermaus” ganz oben dabei. Und sie wird dieses Jahr 150 Jahre alt. Es ist die Geschichte einer Rache auf eine persönliche Verletzung. Aber nicht bierernst, sondern mit Walzer, Wein und Witz. Ich meine, das passt ganz gut in unsere Heimat hier, eine herrliche Weinregion. Und apropos Rache? Es menschelt ja überall auf der Welt, aber wie geht man damit nur um? Also lieber mit Humor als am Ernst des Lebens zu verzagen oder wie es entsprechend in “die Fledermaus” heißt: “Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist”.
Die Fledermaus ist ja keine schwermütige Oper, sondern eher eine leichtfüßige Operette.
Niclas Oettermann:
Die Operette ist im Allgemeinen zugänglicher, weniger formell. Aber die Fledermaus ist ein echter Geniestreich. Meine erste Fledermaus habe ich vor 25 Jahren gesungen. Damals war eine meiner Bühnenpartnerinnen Elina Garanca, die mittlerweile eine der ganz großen Opernstars der Welt ist und regelmäßig in Baden-Baden zu hören ist. Unser Dirigent damals, ist der heutige Chef der Berliner Philharmoniker, Kyrill Petrenko. Ich hatte das Glück, gleich am Anfang meiner Laufbahn bei verschiedenen sehr spannenden Produktionen dabei zu sein.
Die Burg Neuwindeck ist eine Kulisse, die sich ideal für so feierliche Anlässe wie ein Musiktheater anbietet.
Am Sonntag soll dann ein Galakonzert stattfinden?
Niclas Oettermann:
Die Idee kam uns, weil viele sagten, sie würden gerne mal verschiedene Highlights aus der Oper live mit einem Orchester hören. Und wir dachten, ja klar, warum nicht auch mal Oldies und wenn dann noch ein paar Talente aus Lauf mitmachen, dazu gepflegtes Essen, ansprechende Moderation und Unterhaltung. Das wäre eine ideale Bereicherung für das Kulturevent.
Planen Sie, die Kulturveranstaltung auf der Burg als feste Einrichtung zu etablieren?
Joanna Choi:
Das diesjährige Burgfestival Neuwindeck soll mehr als nur ein Kulturevent sein. Es ist ein Fest der Kultur von Lauf, mit Lauf und für Lauf.
Wichtig ist uns die Einbindung der Bürger und der lokalen Kräfte. Wir haben von den Laufern vernommen, dass sich viele schon darauf freuen. Aus dem Kreis der Beteiligten des letzten Jahres kamen viele begeisterte Rückmeldungen und auch darüber hinaus von den Zuschauern. Uns freut es sehr, dass sich auch Menschen, die wir persönlich gar nicht kannten, bereit erklärt haben, mit dabei zu sein.
Wir haben ein tolles Kompetenzteam um Vincent Zink. Mit Spaß, Ideenreichtum und konzentrierten Gesprächen entsteht da eine Gruppe, mit der man eine Burg einnehmen kann.
Ganz wunderbar, engagierte Laufer, die anpacken.
Jeder hat das Ziel, das Burgfestival zu einem kulturellen Höhepunkt für alle zu machen, quasi als lebendiges Wahrzeichen der Gemeinde, das über den Ort hinausstrahlt. Einfach etwas, worauf man in Lauf stolz sein kann.
Im letzten Jahr gab es zudem ein Catering auf der Burg. Bleibt dies erhalten?
Joanna Choi:
Für das leibliche Wohl ist rundum gesorgt. Uns ist gerade hier die Einbindung der lokalen Kräfte, Institutionen und lokaler Produkte wichtig. In Lauf weiß man zu feiern, das soll auf der Burg nicht zu kurz kommen.
Ist es denn so, dass sich die Veranstaltung durch die Einnahmen trägt?
Niclas Oettermann:
O nein, das ist vielleicht bei Konzerten, nicht aber bei einem professionellen Musiktheater möglich, selbst wenn die beteiligten Künstler verstanden haben, dass wir im Aufbau eines Festivals nicht die üblichen Gagen zahlen können. Aber wir haben einen künstlerisch professionellen Anspruch und die geeigneten Referenzen und Kontakte, die es uns ermöglichen, sehr fähige, professionelle Darsteller und Musiker nach Lauf zu bringen.
Der gemeinnützige Kulturverein, mit dem wir seit Jahren verbunden sind, ließ sich für das Musiktheater auf der Burg erwärmen und konnte öffentliche Förderungen generieren, die eine Basis der Finanzierung gesichert haben, damit wir diese Kulturveranstaltung nach Lauf bringen können. Auch aus Lauf und Umgebung flossen Unterstützungen. Dennoch gibt es noch einen gewissen Finanzierungsbedarf. Mit geeinten Kräften und weiteren Hilfen werden wir das mit positiver Energie stemmen.
Warum glauben Sie, dass ein solcher Aufwand sinnvoll sein soll, gerade in Zeiten, wo die Kassen und Geldbeutel knapper werden?
Niclas Oettermann:
Es ist ein Trugschluss, dass Musiktheater ein “nice to have” oder Luxus ist. Jeder weiß es doch im Grunde. In keiner Krise funktioniert Routine, sondern da muss man sich was einfallen lassen. Die Gesellschaft ist genauso, wie wissenschaftliche Untersuchungen zu deren Überraschung ergeben haben. Mehr noch ist es offenbar so, dass Bürger und Gemeinden sogar in ihrer Wirtschaftlichkeit mittelfristig durch den erhöhten Attraktivitätsfaktor und den kreativen Input gewinnen.
Benötigen Sie noch Mitstreiter für das Burgfestival?
Joanna Choi:
Der Chor könnte noch gestärkt werden und es ist jetzt noch nicht zu spät zum Einstieg. Also wenn sich jemand angesprochen fühlt, bitte gerne bei uns melden.
Wir brauchen noch einige Hilfskräfte um Vincent Zink, die bei der Organisation und dem Verkauf mitwirken.
Das Ganze soll eine starke Gemeinschaft sein, bei der niemand überbeansprucht werden soll. Daher ist unser Motto: von Lauf, mit Lauf, für Lauf, gemeinsam stark sein und gemeinsam feiern. Bisher sind alle mit Feuer und Flamme dabei. Die Vorfreude ist offenbar ansteckend.
Vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns sehr auf “die Fledermaus” auf der Burg.