Bericht über ein Interview mit Karl Horcher am 6. September 2022 in Lauf
Karl Horcher geboren 1950 in Lauf. Nach dem Besuch der Hauptschule in Lauf begann er mit 14 Jahren eine Lehre als Koch in Baden-Baden beim Europäischen Hof. Nach der Lehre begann dann die Weiterbildung bei der Metzgerei Serr in Achern, im Hotel Untersmatt und in einem Hotel in Bayreuth.
Um der Musterung zur Bundeswehr zu entgehen, ging Karl Horcher 1968 im Alter von 18 Jahren nach Madrid, wo er bei seinen Verwandten (Cousins) im Hotel „Horcher“ anfing zu arbeiten. Da er am Anfang noch kein Wort Spanisch verstand, machte er hauptsächlich die Küchenarbeiten, wo keine Sprachkenntnisse unbedingt erforderlich waren.
Im Restaurant „Horcher“ verkehrten oft Prominente und wohlhabende Personen. Einmal war ein mexikanischer Millionär zu Gast, der wollte unbedingt einen deutschen Koch. Da Karl da war und diese Bedingungen erfüllte, ging er für eineinhalb Jahre nach Mexico, wo er für diesen Senor kochte. Anschließend machte er durch die Vermittlung der Familie Horcher in London in einem Restaurant noch eine Weiterbildung, danach ging er in Deutschland zur Bundeswehr. Nach der Bundeswehr ging er wieder nach Madrid zu Horcher, wo er von 1975 bis 2015 Küchenchef war. 1975 heiratete Karl eine Spanierin, mit der er einen Sohn hat, der heute als Biologe arbeitet. Im Schnitt mussten sie jeden Tag circa 150 Menüs zubereiten. Die meisten Gäste waren Amerikaner, die in der ersten Schicht von 20 00 bis 22 00 Uhr verpflegt wurden. Danach kamen die spanischen Gäste, die sowieso spätere Essenszeiten liebten. Im Lokal herrschte eine strenge Kleiderordnung, ohne Jacke und Krawatte gab es keinen Zutritt. Selbst bei prominenten Persönlichkeiten wurde keine Ausnahme gemacht. Karl Horcher erinnert sich, dass einmal Günter Netzer, der bekannte Fußballstar, ohne die gewünschte Kleidung Einlass wollte, er wurde abgewiesen. Bei seinem nächsten Besuch mit Fußballkollege Breitner kam er dann in der gewünschten Garderobe. Später hat man für Gäste, die nicht auf die gewünschte Kleiderordnung eingestellt waren, passende Jacken und Krawatten bereitgehalten, die sie dann anziehen konnten. Heute gibt es keine so strenge Kleiderordnung mehr. Karl Horcher ist seit 2015 in Rente und lebt mit seiner Frau in Madrid.